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Die derzeitig geplanten deutschen LNG -Import-Terminals sind nicht zwingend nötig, um nach Wegfall der russischen Importe Deutschlands Gasbedarf zu decken, der unter Einhaltung der deutschen Klimaschutzziele zulässig ist.

Der Bau und Betrieb aller geplanten LNG-Terminals stünde im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen und wäre somit ein Bruch des Klimaschutzgesetzes und der internationalen Verpflichtungen unter dem Pariser Klimaschutzabkommen. Der Gasverbrauch in Deutschland ist 2022 mit geschätzt 83 Mrd m3 etwa 12% niedriger als 2021, hervorgerufen durch Sparanstrengungen und milde Temperaturen. Um den Pfad zum vereinbarten deutschen Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 zu erreichen, muss der deutsche Gasverbrauch jedoch stetig weiter reduziert werden – gegenüber dem heutigen Niveau bis 2030 um etwa ein Fünftel, bis 2035 um die Hälfte und bis 2045 auf fast Null.

Bei anhaltenden Einsparbemühungen wären keine neuen LNG-Terminals nötig.

Bei gleichbleibend hohen Importen aus den Nachbarländern wie in den letzten Monaten, könnten 86 Mrd m3 pro Jahr für den deutschen Verbrauch bereitgestellt werden. Deutschland könnte auf die Nachbarn hinwirken, die hohen Exporte kurzfristig aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig könnte Deutschland alles daransetzten, den Gasbedarf weiter zu drosseln, um das selbst gesteckte Reduktionsziel, oder besser noch, ein verschärftes, 1.5°C kompatibles Reduktionsziel, zu erreichen.

Die Planung sieht jedoch anders aus.

Elf LNG-Terminals mit einer Gesamtkapazität von etwa 73 Mrd m3 pro Jahr könnten den Import von etwa 50% mehr Gas ermöglichen als vor dem Krieg aus Russland bezogen wurde (46 Mrd m3 pro Jahr).

The graphic shows gas imports and use in Germany from 2020 to 2050. One data series shows the gas use under the climate neutrality 2045 pathway. The remaining data series show import capacities from various sources. Cumulative, these sources exceed by far the pathway for gas use.

 

Der Bau von LNG-Terminals würde hauptsächlich das Risiko einer Unterversorgung minimieren.

Bei geschätzten rückläufigen Netto-Importen über Land (75 Mrd m3 im Jahr 2023, die in den folgenden Jahren um 3% pro Jahr sinken) übersteigt bis 2035 die Nachfrage die Importe um höchstens 15 Mrd m3 pro Jahr, mit sinkender Tendenz ab 2030. Diese Lücke könnte entweder durch ambitioniertere Reduktionen oder durch drei schwimmende Terminals abgedeckt werden. Nach 2035 würden sie nicht mehr benötigt werden. Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass Importe aus niederländischer Produktion und LNG über die Niederlande, Belgien und Frankereich komplett ausbleiben, die heimische Produktion komplett zurückfährt, und nur auf norwegische Importe zurückgegriffen werden kann, reichen die geplanten schwimmenden Terminals aus, um die Lücke abzufedern. Die fest installierten Terminals wären auch in diesem Fall nur Reserve.

Falls alle LNG-Pläne umgesetzt werden, sind Fehlinvestitionen, sog. „Stranded Assets“ absehbar.

Da ein Großteil der LNG-Terminals durch finanzielle Mittel des Bundes unterstützt wird, tragen Steuerzahler*innen diese Kosten mit. Wenn alle geplanten Terminals in Betrieb sind, könnte Deutschland über Land und See fast zwei Drittel mehr Erdgas importieren als derzeit verbraucht wird. Pipeline-Gas wird voraussichtlich wegen der erheblich geringeren Kosten dem LNG-Import vorgezogen. Terminalbetreiber scheinen „Stranded Asset“ Risiken bewusst in Kauf zu nehmen, vermutlich mit dem Ziel ihre Marktanteile über größere Einkaufsverträge zu sichern. Selbst unter Berücksichtigung einer Umrüstung auf grünen Wasserstoff oder Ammoniak sind die Pläne überdimensioniert. Zunächst müsste eine Umrüstung bereits in der Bauphase mitberücksichtigt werden. Außerdem wird der Bedarf an importiertem Wasserstoff in einem klimaneutralen Deutschland deutlich kleiner sein als der jetzige Gasbedarf.

Die neuen LNG-Terminals stünden der Energiewende und den Klimaschutzzielen im Weg.

Der Aufbau bindet Ressourcen und Aufmerksamkeit, die dann für Energieeffizienz-Maßnahmen und Ausbau der erneuerbaren Energien nicht zur Verfügung stünden. Die Erreichung der Klimaziele bei vollem Betrieb der geplanten Terminals wäre nahezu unmöglich. Würde Deutschland die 11 jetzt geplanten LNG-Terminals zu 100% nutzen, würde allein der CO2 Ausstoß aus der Verbrennung des darüber importierten Erdgases im Jahr 2030 ein Drittel der unter dem Zielpfad zulässigen Treibhausgasemissionen ausmachen. Nicht mitgerechnet sind hierbei die CO2- und flüchtigen Methan-Emissionen bei Förderung und Transport.

Um glaubwürdig zu bleiben und ein Vorbild zu sein, müsste Deutschland an seinen Zielen festhalten und versuchen, sie zu stärken, anstatt ihre Umsetzung massiv zu gefährden.

Deutschland hat seine Klimaschutzziele international im Pariser Klimaabkommen sowie im nationalen Klimaschutzgesetz verankert, sie sind damit gesetzlich bindend. Die Glaubwürdigkeit ist insbesondere wichtig gegenüber Ländern, mit denen Klima-Partnerschaften verhandelt werden.

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