Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat den Special Report zu 1.5°C veröffentlicht. Hier die Einschätzungen von NewClimate zum Bericht.

Der Sonderbericht sendet ein klares Signal an die Politik: jetzt handeln, es ist fast schon zu spät! Vielen in der Politik war vielleicht noch nicht klar, worauf sie sich eingelassen haben, als sie 2015 in Paris dem Ziel zugestimmt haben, den globalen Temperaturanstieg auf 1.5°C zu begrenzen. Nun ist durch einen der aufwändigsten wissenschaftlichen Überprüfungsprozesse klargestellt: Eine Begrenzung auf 1.5°C ist nötig, um wichtige Ökosysteme zu schützen (Zusammenfassung für Entscheidungsträger, SPM, Abschnitt B4), sie ist technisch und ökonomisch machbar und richtig umgesetzt kann sie zur nachhaltigen Entwicklung beitragen - das alles aber nur wenn alle an einem Strang ziehen.

Das 1.5°C Ziel einzuhalten ist extrem schwer, aber nicht unmöglich. Wir müssen komplett aus CO2 Emissionen aussteigen. Erstaunlich klar wird 2050 als globales Ausstiegsjahr genannt (SPM C.1). Dazu müssen fast alle Bereiche des Lebens umgekrempelt werden: Wie wir wohnen, essen, uns fortbewegen, was wir konsumieren. Technische Lösungen allein werden nicht ausreichen, wir müssen unser Verhalten ändern (SPM D5, D6). Und dazu noch Entwicklungsländern helfen, auch diese rasante Transformation zu vollziehen.

Werden wir 1.5°C einhalten oder ist es schon zu spät? – Falsche Frage! Den Klimawandel auf 1.5°C zu begrenzen ist ein globales, langfristiges Ziel. Die Frage sollte also lauten: Wollen wir 1.5°C einhalten? Und hier ist die Antwort wahrscheinlich ein klares „ja“ von allen die den IPCC Bericht lesen; es geht darum, unseren Lebensraum und Ökosysteme zu schützen und Katastrophen zu minimieren. Also müssen wir es versuchen. Der Bericht bestätigt, dass es Transformationen dieser Geschwindigkeit bereits gegeben hat, nur geographisch eingegrenzt, noch nicht global (SPM C2). Ein paar Beispiele: In nur fünf Jahren hat Norwegen Elektroautos zum neuen Standard gemacht, 50% der Neuanmeldungen sind elektrisch. Erneuerbare Energien sind derzeit so günstig, dass einige Regierungen aktiv die Entwicklung sogar abbremsen. Erneuerbare drängen Kohle aus Märkten wie Indien und China, was vor fünf Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Selbst in technisch schwierigen Bereichen wie der Industrie gibt es Highlights: die erste Rohstahlproduktion ohne fossile Brennstoffe hat in Schweden ihren Betrieb aufgenommen – undenkbar vor fünf Jahren. Eines ist sicher: wenn wir das Ziel aufgeben und es gar nicht erst versuchen, werden wir es ganz bestimmt weit verfehlen.

Überraschend scheint zunächst, dass das Budget der noch zu emittierenden Emissionen etwas höher ist als noch im letzten IPCC Bericht angenommen (SPM C1.3). Was nach einer einzelnen Veröffentlichung zu Verwirrung geführt hatte, wurde nun vom IPCC klar eingegrenzt. Die Korrektur zeigt die Unsicherheiten in unserem Wissen über dem Klimasystem. Das Grundprinzip wird aber nicht infrage gestellt: Treibhausgasemissionen müssen auf netto null sinken, nun vielleicht ein paar Jahre später als zuvor angenommen. Die Herausforderung bleibt enorm. Eine Konsequenz wäre aber nun sich an das Vorsorgeprinzip zu halten und besser etwas früher zu handeln als später.

Die Verabschiedung des 1.5°C Ziels hat bereits jetzt etwas bewirkt – deutlich mehr Information macht dessen Umsetzung wahrscheinlicher. Der IPCC Bericht ist ein gutes Beispiel für den Dialog zwischen Politik und Wissenschaft. Die Politik hat den Bericht angefordert. Die Wissenschaft legt in dem Bericht die Handlungsoptionen dar, ohne (wie in Vorversionen versucht) die Umsetzbarkeit zu bewerten. Nun muss die Politik entscheiden, ob sie die Handlungsoptionen umsetzen können oder nicht.

Durch den Bericht steigt der Handlungsdruck enorm. Eigentlich enthält der Bericht für die Experten und auch für die wichtigen Entscheidungsträger nichts wirklich Neues, er fasst ja das zusammen, was schon veröffentlicht wurde. Der besondere Druck kommt aber daher, dass dies nun schwarz auf weiß feststeht. Die Tatsache, dass jeder Staat der Erde der Zusammenfassung zustimmen muss, gibt dem Bericht enorme politische Legitimität. Man kann sich nun nicht mehr herauswinden. In der Vergangenheit wurden die Berichte des IPCC immer als Richtschnur für politisches Handeln herangezogen, insbesondere von Umweltverbänden, die die Regierungen beobachten, und von der Öffentlichkeit. Und so wird es auch jetzt sein.

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