Diese Kurzstudie wurde in Auftrag gegeben von Greenpeace e.V. und Germanwatch e.V.

Deutschland und der Verkehrssektor in Deutschland insbesondere hinken beim Klimaschutz hinterher. 

Deutschlands Klimaziele fallen nicht nur weit hinter den für das Pariser Klimaschutzabkommen nötigen Ambitionen zurück, sondern werden nach aktuellem Stand der politischen Maßnahmen nicht erreicht. Insbesondere im Verkehrssektor wurden auf nationaler Ebene kaum Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt. Das Verkehrsministerium hat die eigenen Sektorziele aus dem Klimaschutzgesetz in den letzten Jahren durchweg deutlich verfehlt und keine wesentlichen Maßnahmen umgesetzt, um dies zu verhindern.

Es ist klar, dass transformative Maßnahmen auch im Verkehrssektor nötig sind, um das deutsche Ziel der Klimaneutralität bis 2045 oder zumindest das europäische Ziel bis 2050 zu erreichen. Unsere Kurzstudie vergleicht Szenarien, in denen zusätzliche Maßnahmen zur Transformation des Verkehrssektors in Richtung Klimaneutralität zu verschiedenen Zeitpunkten angesetzt werden. Je nach Startzeitpunkt ergeben sich Unterschiede in der nötigen Geschwindigkeit der Emissionsreduktionen.

Je länger Reduktionen verzögert werden, desto dringender und disruptiver werden die Maßnahmen, wenn gesetzte Ziele immer noch erreicht werden sollen. 

Da der Endpunkt der Klimaneutralität in 2045 / 2050 festgelegt ist, müssen kurzfristige Verzögerungen von Emissionsreduktionen später wieder aufgeholt werden (Abbildung 1). Durch die verspätete Umsetzung zusätzlicher Maßnahmen bei gleichbleibenden Zielen (Szenario „Kompensation verspäteten Handelns“ mit Maßnahmen erst ab 2030) ergeben sich im Vergleich zu früherem Handeln (Szenarien „Verpasste Chance“ mit Maßnahmen ab 2021 und „Sofortiges Handeln“ mit Maßnahmen ab 2024) nach 2030 deutlich höhere Änderungsraten in den Emissionspfaden. Maßnahmen, die Emissionen nach 2030 so schnell reduzieren, bedeuten eine deutlich größere Härte als die immer noch ambitionierten Maßnahmen der Szenarien mit früherem Start.


Abbildung 1: Exemplarische Verläufe für die Szenarien "Verpasste Chance", "Sofortiges Handeln" und "Kompensation verspäteten Handelns".

 

Sollen die Klimaziele Deutschlands und der EU erreicht werden, ist eine deutliche Verstärkung von Maßnahmen auch im Verkehrssektor unumgänglich. 

Die Kompensation des verspäteten Handelns des Verkehrsektors durch andere Sektoren wäre zwar eine rechnerische aber keine realistische Alternative. Für Klimaneutralität müssen alle Sektoren sowieso schon große Anstrengungen erbringen und manche Bereiche sind ohnehin deutlich schwerer zu dekarbonisieren als der nationale Verkehrssektor. Beispiele hierfür sind Landwirtschaft und Teile der Industrie. Sollten solche Bereiche den verfehlten Klimaschutz des Verkehrssektors kompensieren, steigen die Kosten für jede zu vermeidende Tonne CO2 überproportional an und das Nicht-Handeln im Verkehrssektor würde an anderer Stelle sehr teuer. 

Bei ausreichend politischem Willen steht einer schnellen Umsetzung ambitionierter Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrssektor nichts entgegen.

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